In der Rubrik Elektrik und im Lambretta-Bereich sind einige Pläne bzw. Vorschläge für Selbstbau-Kabelbäume zu finden. Diese sind als Stromlaufpläne ausgelegt, dienen also dem Verständnis der Schalt-Logik und haben mit den Maßen der Kabel am Roller nichts oder nur wenig zu tun.
Am Beispiel eines Lambretta-Kabelbaums – dort kann man alles besser sehen, bei einer Vespa oder Harley läuft es aber genau so ab – hier meine Vorgehensweise.
Nach der Ausarbeitung des Plans, also den Fragen:
geht’s ans Eingemachte. Bei der Lambretta von hinten nach vorne, da die Länge der Kabel im Lenker noch nicht feststeht.
Wenn man original unbenutze Anschlüsse am Schalter benutzt, wie z.B. diese hier beim trapezförmigen LI3-Schalter:
dann kann es sein, dass das Kabel an der Lichtschalter-Aufnahme am Metall im Lenker Masse-Kontakt hat. Ich habe die Alu-Aufnahme des Lenkers an der Stelle abgefeilt, und das Kabel am Schalter vergossen.
Somit ist der Ast vom Spannungsregler zum Rücklicht komplett:
Man kann diesen Ast jetzt im Abstand von ca. 30cm mit Tesafilm umwickeln, allerdings bekommt man dann später eventuell Probleme: Lässt man den Tesafilm drauf, hängt das Bougierrohr beim Aufschieben. Macht man den Tesafilm ab, hängt das Bougierrohr an den Kleberresten. Am besten statt Tesafilm 3cm-Stückchen aus Wickeldraht oder Klettbänder verwenden, die kann man später restlos entfernen.
Als nächstes dann
So langsam wird es dann schon, viel ist es ja wirklich nicht:
Hier ist es ein wenig mehr als das Minimum, da noch Zusatz-„Zeugs“ angeschlossen wird.
Hier ein ausgelegter Kabelbaum für eine Wideframe-Vespa, vorbereitet für eine Pinasco Flytech Zündung und einen Bremslichtschalter am Zug der hinteren Bremse:
Wenn der Kabelbaum dann passt, also Längen, Positionen, Anzahl und Farbe der Kabel stimmen, fängt man an, den gesamten Baum zu verpacken.
Das Mittelstück, also hier der Bereich zwischen Spannungsregler und Bremspedal/Hupenbereich ist am schwersten zu erreichen. Das Bougierrohr lässt sich schwerer über die Abzweigungen davor (Hupe, Zusatzscheinwerfer) und dahinter (dicke Abzweigung zu Spannungsregler/CDI) fädeln, aber von vorne (dünnere Seite) geht es. Bougierrohr gibt es übrigens beim netten Kabelknecht und vielen anderen Elektro-/Motorradgeschäften in vielen Durchmessern.
Das Bougierrohr von Abzweigung zu Abzweigung in entsprechendem Durchmesser überziehen
und die Nähte mit selbstverschweißendem Elektro-Klebeband abdichten, die Enden der Bougierrohre mit innen klebendem Schrumpfschlauch. Danach die Kabel richtig ablängen und auf alle Kabel-Enden die entsprechenden Stecker, Kabelschuhe oder Ader-Endhülsen aufpressen.
Zum Verteilen der 12V nach dem Regler eignen sich ganz gut Wago-Klemmen mit 2, 3, oder 5 Klemmen:
Für die Masse sollten alle Kabel mit Ring-Kabelschuhen an einem zentralen Punkt auf den Rahmen geschraubt werden; dort den Lack entfernen und die Stelle mit ein Wenig Polfett schützen.
So richtig interessant wird es dann wieder am Lenker. Die Lambretta hat hier ein schönes Klammbrett an der Lampenfassung, an dem man den Kabelbaum „von hinten“ mit den Kabeln vom Lichtschalter zusammenstecken kann:
Das Stück Kabelbaum vom Lichtschalter zum Lenker entsteht nach Betrachten des Schalters: Ein Wippschalter zum Umschalten zwischen Fern- und Abblendlicht, ein weiterer zum Umschalten des Lichts zwischen Stadtlicht, „alles aus“ und normalem Betrieb.
Nachdem die Ausgänge identifiziert sind alle Kabel verschreuben/anlöten (20cm Reserve im Lenker), Bougierrohr oder Schrumpfschlauch drüber, und in den Lenker einfädeln.
Bei den Kabeln sinnigerweise die selben Farben verwenden wie im Rest des Rollers. Im Bild oben braunes Kabel für Fernlicht (verdeckt), lila Kabel für Abblendlicht, rosa (siehe oben am Anfang der Seite) für den „abgehenden“ Strom zum Rücklicht, die Tachobeleuchtung mit dem Rücklicht zusammenlegen. Grünes Kabel für „kill“, und so weiter.
Die hier verwendete BGM-Zündung bläst laut Datenblatt 120 Watt Lichtsrom raus. Bei 12V macht das 10 Ampere, so ist in der Leitung nach dem Spannunsgregler vor dem Verteiler zu Bremslichtschalter, Lenker und Schalter für Zusatzbeleuchtung ein Sicherungshalter mit einer 10A-Flachstecksicherung verbaut:
So entsteht nach einigem Überlegen und entspannendem Basteln ein eigener Kabelbaum.
Es gibt doch fertige Kabelbäume? Das schon, aber wo kann ich einen Lambretta-Kabelbaum für eine BGM-Zündung, meine Position des Spannungsreglers, meine beiden Lucas-Scheinwerfer und sonstiges kaufen? Eben, nirgends. Und einen Standard-Kabelbaum zu kaufen und dann doch wieder Dinge wie Reserve-Anzeige vom Benzinhahn dran zu frickeln, scheidet auch aus – dann lieber gleich komplett selbst machen!
Viel Spaß beim Stricken!